Michael Oberhollenzer, Steinhaus

Neues wagen

Es gab einen kurzen Moment in seinem Leben, in dem Michael Oberhollenzer überlegt hat, ob er den elterlichen Betrieb in Steinhaus, Südtirol, weiterführen möchte. Aber nur einen ganz kurzen. Mit 18 Jahren besuchte er Biobetriebe in Österreich und Deutschland und holte sich Ideen, wie der kleine Hof im Ahrntal weiterentwickelt werden könnte. Sein erster Schritt war die Anschaffung von Weidegänsen – eine Innovation im Dorf, die kritisch beäugt wurde. Der inzwischen 41-jährige ließ sich nicht beirren und ist seitdem immer wieder neue Wege gegangen. Das Ergebnis ist ein vielfältig aufgestellter Betrieb, der immer wieder neue Nischen testet und erfolgreich umsetzt. 2006 stellte Oberhollenzer auf Bio um und wirtschaftet seitdem nach Bioland-Richtlinien. Zunächst noch als Milchviehbetrieb, doch mittlerweile hält er auf dem Moserhof keine Kühe mehr. Kerngeschäft des gerade einmal 15 ha großen Betriebs sind die rund 160 Milchschafe, deren Milch er in der eigenen Käserei verarbeitet und im Hofladen verkauft. Die Umstellung auf Bio fiel ihm nicht schwer, da der Hof ohnehin extensive Weidewirtschaft betrieb. Denn viel mehr ist in der Bergregion mit ihren steilen Hängen und Almen kaum möglich – Ackerbau kann man höchstens auf den knapp bemessenen Flächen im Tal betreiben. Oberhollenzer zeigt, dass man mit Mut und Erfindungsgeist auch in einer solchen Extremlage viel auf die Beine stellen kann. An jeder Ecke des Hofes eröffnet sich ein neues Geschäftsfeld. Urlaub auf dem Bauernhof natürlich – das ist in dieser Region ohnehin schon fast ein Muss. Neben der Schafsmilch verarbeiten seine Frau und er mit einer Angestellten zusammen mittlerweile auch angelieferte Kuhmilch in seiner Käserei und produziert daraus Graukäse, der sich aus einem traditionellen Nischenprodukt zu einem richtigen Renner entwickelt hat. Im Hofladen finden sich neben den Milchprodukten viele Erzeugnisse aus Lammfleisch. Die finden ihre Abnehmer nicht nur über die Ladentheke, sondern auch über die hauseigene Gastronomie mit eigenem Koch. Vor dem Laden gibt es ein Gemüsebeet zum Selberernten. Ebenfalls neue Wege, zumindest für diese Region, ging der Bioland, als er Genussrechte verkaufte – über 100 Inhaber dieser so genannten Genusscheine hat er inzwischen, die mit privaten Krediten in Höhe von durchschnittlich 2.000 Euro in seinen Betrieb investierten und seitdem regelmäßig zu Gast sind, um ihre „Dividende“ in Form von Naturprodukten abzuholen. Nicht nur diese Investoren, sondern auch die Kunden halten sich gern auf dem Moserhof auf: Ein stetes Kommen und Gehen von Menschen, denen man ansieht, dass sie gern auf dem Betrieb der Familie Oberhollenzer einkaufen und die Landwirtschaft genießen.

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