Zehn der 30 Finalistinnen und Finalisten halten in der heutigen Nacht der Landwirtschaft einen CERES AWARD in der Hand, die Gala ist noch in vollem Gange. In der gerade geendeten, entscheidenden Runde der Preisverleihung im großen Saal des Berliner Zoo-Palasts ging schließlich die Siegertrophäe an einen der zehn Kategoriegewinner und kürte den Landwirt des Jahres 2022: Benedikt Bösel aus der Gemeinde Briesen in Ostbrandenburg.
Im Kreise der etwa 500 Gäste aus Landwirtschaft, Bundes- und Landespolitik sowie aus Industrie und Verbänden gewann Benedikt Bösel zunächst den CERES AWARD für den besten Manager. Die Sieger der Einzelkategorien erhalten jeweils ein Preisgeld von 1.000 Euro; der Gesamtsieg wird mit 20.000 Euro dotiert.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir ging in seiner Rede auf die wichtige Rolle der Landwirtinnen und Landwirte in der Gesellschaft ein: „Die Betriebe stehen für zukunftsweisende Ideen und neue Geschäftsmodelle, die oft Nachhaltigkeit und soziales Engagement einbeziehen. Dieser Unternehmergeist und Weitblick verdient nicht nur Anerkennung, sondern ist auch eine Motivation für die tägliche Arbeit vieler Berufskolleginnen und -kollegen“, so Özdemir. Allen Finalistinnen und Finalisten gratulierte er und sprach ihnen seinen Respekt und Dank aus.
Als führendes digitales Medium im Agrarbereich verlieh agrarheute die Auszeichnung zum Landwirt des Jahres heute zum neunten Mal. Der Titel ging erstmalig nach Brandenburg.
Benedikt Bösel: Vom Quereinsteiger zum CERES AWARD-Gewinner 2022
Der 37-jährige Benedikt Bösel studierte zunächst Business Finance und war zehn Jahre als Investmentbanker in der Finanzwirtschaft tätig. Zusätzlich schloss er das Masterstudium der Agrarökonomie ab und übernahm 2016 den 3.000 Hektar großen elterlichen Naturland-Betrieb in Alt Madlitz. Dort ist er auch aufgewachsen.
Nach seinem Ausstieg aus dem gut bezahlten, ihn aber nicht mehr erfüllenden Job gelangte Benedikt Bösel schon kurz nach der Übernahme des Betriebs erneut an einen Scheideweg: Das Dürrejahr 2018 brachte die landwirtschaftliche Produktion im trockenen, sandigen Brandenburg an ihre Grenzen. Für den Gewinner des CERES AWARD 2022 stand fest, dass sein Betrieb nur unter grundlegenden Veränderungen eine Zukunft haben wird. Er fing an, ein innovatives Betriebskonzept zu entwickeln, bei dem die Wissenschaft, die multifunktionale Landnutzung und die Bodengesundheit im Mittelpunkt stehen.
Gut&Bösel: Raum für Innovationen
Dass Benedikt Bösel so viel Wandel nicht allein schaffen wird, war ihm klar. „Erst habe ich keine Unterstützung bekommen. Dann habe ich private Mittel eingesetzt und die LandVision Alt Madlitz GmbH gegründet, um darüber Projekte zur regenerativen Landnutzung umzusetzen“, sagt er. Das Unternehmen unter dem Dach Gut&Bösel überzeugte zahlreiche Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft. Ein wesentlicher Teil der Innovationsförderung war damit gesichert.
Heute präsentiert der CERES AWARD-Gewinner 2022 seine Erfolge mit Stolz. Im ganzheitlichen Weidemanagement werden die 150 Salers- und Angusrinder zwei- bis dreimal am Tag umgetrieben. „Sie werden ganzjährig draußen gehalten und mobil geschlachtet. Das Fleisch geht an Restaurants“, so Bösel.
In einer eigenen Baumschule werden Bäume und Sträucher veredelt und vorgezogen, um später die Agroforstflächen zu erweitern. Ein Kompostierungssystem produziert große Mengen an Humus für die Sandböden mit durchschnittlich 30 Bodenpunkten.
Junges Team mit 30 motivierten Mitarbeitern
Viele Kindheitserinnerungen kommen bei Benedikt Bösel auf, wenn er durch seinen Wald geht, der zwei Drittel seiner Betriebsfläche ausmacht. Trotzdem weiß er, dass der Bestand mit 70 Prozent Kiefern langfristig keine Chance mehr haben wird. Um auch der Generation seiner Tochter einen Wald zu hinterlassen, hat er ein Umbauprojekt gestartet. Die Hochschule in Eberswalde und Bösels Mitarbeiter arbeiten daran, einen resilienten Mischwald aufzubauen.
Weil er ein Händchen dafür hat, motivierte und kompetente Mitarbeiter für sich zu gewinnen, kann Bösel sich als Manager voll darauf konzentrieren, seinen Betrieb zu gestalten. Dabei bewahrt er sich seine Leichtigkeit, macht zwischen vielen Terminen und Telefonaten Scherze mit seinen 30 Mitarbeitern und vielen Praktikanten. Voller Zuversicht stellt er fest: „Zu sehen, wie viel Freude diese jungen, gut ausgebildeten Menschen an der Landwirtschaft haben, gibt mir extrem viel Mut.“