Der Landwirt des Jahres 2014

Landwirt des Jahres 2014 und Gewinner in der Kategorie „Milchviehhalter“ Hauke Pein aus Appen.

Foto: Philipp Ledényi

Dass Hauke Pein nicht nur Milchviehhalter, sondern auch Landwirt des Jahres geworden ist, hat vor allem mit der Professionalität zu tun, mit der er Milcherzeugung und Öffentlichkeitsarbeit betreibt und erfolgreich miteinander verbindet.

220 Milchkühe, 104 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und rund 40.000 Besucher im Jahr auf dem Hof. Die reinen Zahlen sind schon beeindruckend. Noch beeindruckender ist, wie professionell sowohl die Milchproduktion als auch die Öffentlichkeitsarbeit vonstatten gehen. 9700 kg durchschnittliche Milchleistung, 400 Tage Zwischenkalbezeit und eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 4,5 Laktationen machen deutlich, wo und wofür der Betrieb steht: Hier stimmen die Zahlen und auch das Management ist absolut vorbildlich. Dafür steht beispielsweise eine permanente Fütterungs- und Gesundheitsüberwachung der Herde, zu der es gehört, dass Futterreste zurückgewogen werden, um die tatsächliche Futteraufnahme zu kalkulieren. Damit wird die gesamte Erzeugung nicht nur effizienter, sondern der Landwirt sorgt auch dafür, dass durch eine bedarfsgerechte Versorgung Stoffwechselerkrankungen minimiert werden. Das Ergebnis sind hochleistende gesunde Kühe. Dies wiederum ist auch die Voraussetzung für das zweite Standbein: die Öffentlichkeitsarbeit. Denn auf dem Betrieb der Familie Pein geht es nicht darum, Erzeugung und Betriebsvorstellung zu trennen, sondern das zu zeigen, was ist. „Ich will ein realistisches Bild der Milchproduktion vermitteln“, sagt Hauke Pein. Ein realistisches, und das sei angefügt, eines bei dem man sehen kann, wie eine sehr gute Milchviehhaltung funktioniert. Eine, bei der nichts versteckt wird und auch nichts versteckt werden muss: Milchkühe, Trockensteher, Kälber oder auch die Siloanlagen sind so angeordnet, dass sie für jeden sichtbar und begehbar sind. Aber eben auch, damit alles für den täglichen Ablauf in der Milcherzeugung optimiert ist. Denn der Almthof ist primär ein spezialisierter Milchviehbetrieb. Berührungsängste gibt es hier nicht. An 200 Tagen im Jahr herrscht reges Besuchertreiben. Vor allem junge Familien aus der Metropolregion Hamburg, und auch Schulklassen nutzen das Angebot. An manchen Sonntagen hat der Almthof über 1.000 Besucher. Die Bereiche Milcherzeugung und Besucher gehen dabei fließend ineinander über. Während die Kühe in den Liegeboxen wiederkauen, toben Kinder direkt daneben auf und zwischen Quaderballen aus Stroh. Und während des Melkens kann es schon einmal passieren, dass die Besucher den Melkern fast auf den Füßen stehen, wenn dort 50 und mehr Personen dem Melkpersonal über die Schulter sehen. Das ist man in Appen gewöhnt, das ist weder für das Personal noch für die Kühe etwas Neues. Daher bringt es auch niemand aus der Ruhe. „Wir vermitteln den Besuchern wie ein moderner Großbetrieb funktioniert. Dabei zeigen wir ausnahmslos alles, was auf unserem Hof passiert. Vom Ausmisten bis zur Zwillingsgeburt. Die Besucher können sich von allem live überzeugen“, erläutert Hauke Pein das Konzept. Wie man die Besucher in den alltäglichen Arbeitsablauf einbindet, hat man sich auf dem Almthof im Vorfeld gut überlegt. So lässt sich zum Beispiel das Karussell über einen Tunneldurchgang betreten, so dass der Besucherstrom und das dauernde Kommen und Gehen die Melkroutine nicht durcheinander bringen. Auch wenn auf dem Betrieb die Milchproduktion im Mittelpunkt steht, haben Pein und seine Eltern den Erlebnisbereich immer weiter ausgebaut. Das Angebot umfasst mittlerweile Hofcafé, Maislabyrinth, Treckerrundfahrten, Ponyreiten, Streichelzoo, Strohburg und Betriebsführungen sowie Bauern- und Fußballgolf. „Die Besucher sollen sich wohlfühlen, gleichzeitig aber unseren modernen Milchviehbetrieb kennen lernen. Damit verbinden wir den Erholungsfaktor mit Informationen über die Landwirtschaft“, erklärt der Milchviehhalter. Vor drei Jahren hat der 28-Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Eine seiner ersten Maßnahmen: Er hat die Jungviehaufzucht ausgelagert und im Gegenzug 80 Milchkühe zugekauft. Außerdem entwickelte er gemeinsam mit seinen Eltern das Besucherkonzept des Hofs weiter. Dazu gehört die Einführung eines Eintrittsgeldes von zwei Euro pro Person. Einen Teil des Eintritts können sich die Besucher auf den Verzehr im Hofcafé anrechnen lassen. Das Eintrittsgeld war ein mutiger Schritt. Aber auch dies haben Hauke Pein und seine Familie nicht aus dem Bauch heraus gemacht. Der Betriebsleiter hat seine Bachelorarbeit am Ende des Studiums dem Thema Eintrittsgeld auf dem Almthof und dessen möglicher Höhe gewidmet. „Wir haben das Potenzial durch unsere sehr gute Lage sehr hoch eingeschätzt“, erklärt Pein. Und im Nachhinein zeigt sich, dass die Nachfrage noch besser ist als geschätzt. Kurzum, das Konzept rechnet sich. Und die Zukunft? „Das Marktpotential steigt. Die Bevölkerung wird immer kritischer und der Verbraucher will sich vor Ort ein Bild der Landwirtschaft machen. Uns sind Schulklassen besonders wichtig. Viele Kinder aus der Stadt haben keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft, doch sie sind unsere künftigen Verbraucher“, erklärt Hauke Pein.

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