Der Landwirt des Jahres 2015

Landwirt des Jahres 2015 und Sieger in der Kategorie „Schweinehalter“ Martin Wimmer aus Essenbach

Foto: Philipp Ledényi

„Ein Landwirt, der Vieles richtig gemacht hat und richtig macht“, lobt die Jury des CeresAward den diesjährigen Gesamtsieger und damit Landwirt des Jahres 2015. Der auch ehrenamtlich engagierte Landwirt gründete nach dem Studium einen eigenen Betrieb mit Sauenhaltung und bewies damit unternehmerischen Mut. Bei der Erweiterung seines Betriebs setzt er auf Haltungsformen, die weit über heutige Standards hinausgehen. Damit verkörpert er beispielhaft Verantwortungsbewusstsein und Weitblick.

Gesund wachsen

Martin Wimmer hat nach dem Studium viel Geld in die Hand genommen und ein eigenes Unternehmen mit zunächst 300 Sauen gegründet. Seitdem ist der Betrieb Schritt für gewachsen. Aktuell ist der Ausbau der Ferkelerzeugung geplant. Mitte August 2015 haben die Erdarbeiten begonnen, im Frühjahr 2016 sollen die ersten Sauen eingestallt werden. Die Rede ist von der Erweiterung der Ferkelerzeugung von bislang 300 auf 880 Sauen, inklusive Aufzucht. Damit verpasst der 33-jährige Martin Wimmer aus dem bayerischen Essenbach bei Landshut seinem Betrieb einen weiteren Wachstumsschritt, um fit für die Zukunft zu sein. Begonnen hat alles vor zehn Jahren. Nach Abschluss des landwirtschaftlichen Studiums an der Fachhochschule Weihenstephan beweist der damals 23-jährige unternehmerischen Mut und steigt 2005 mit einem eigenen Betrieb in die Ferkelerzeugung ein. Er investiert 1,2 Mio. Euro in einen neuen Sauenstall für 300 Zuchtsauen, inklusive 1.500 Ferkelaufzuchtplätzen. Unterstützt wird Martin Wimmer von seinen Eltern, die den elterlichen Hof mit 90 ha Ackerland und 800 Mastplätzen bewirtschaftet, und auch für ihren Sohn bei der Bank bürgen. Sie lassen ihm genügend Freiraum für seine Entscheidungen. Vorangegangen sind drei Praktika über jeweils drei Monate, unter anderem in einem dänischen Betrieb mit 750 Sauen. Gerade dieses hat Martin Wimmer in seinem Entschluss bestärkt, in die Sauenhaltung einzusteigen. „Beeindruckt hat mich hier vor allem, wie sich mit gut durchplanten und optimierten Arbeitsabläufen sehr effizient Ferkel erzeugen lassen“, blickt der junge Landwirt zurück.

Noch während des Studiums erarbeitet er einen Betriebsentwicklungsplan. Dieser sieht ursprünglich den Einstieg mit 200 Sauen vor. Auf Anraten des von ihm beauftragten Stallbauunternehmens entscheidet Martin Wimmer sich dann aber für 300 Sauen, nachdem er zuvor noch einmal alles genau durchgerechnet hat. Am Ende des 8. Semesters reicht er den Bauantrag ein und am 1. Oktober 2005 ist Baubeginn für den neuen Stall auf der grünen Wiese, etwa 600 m vom Dorf entfernt. Im Frühjahr 2006 ziehen die ersten Sauen ein. Bei der Genetik fällt die Wahl auf Hermitage-Sauen. Grund hierfür ist neben dem sehr hohen Gesundheitsstatus die Tatsache, dass das Zuchtunternehmen im Vergleich zum regionalen Anbieter damals die benötigten Tiere in unterschiedlichen Altersgruppen auf einen Schlag liefern kann. Seitdem ist außer Sperma kein Tiermaterial mehr in den Bestand gekommen, da Martin Wimmer seine Sauenherde selbst remontiert. Auch der jetzt begonnene Neu- beziehungsweise Erweiterungsbau soll ausschließlich mit selbst aufgezogenen Jungsauen bestückt werden.

Bis heute ist dem Schweinehalter gelungen, den hohen Gesundheitsstatus des Bestands zu halten. So sind die Tiere nach wie vor frei von Mykoplasmen, PRRS, APP und Räude. Grundlage hierfür ist auch ein strenges Hygienekonzept. Dazu gehört unter anderem die strikte Schwarz-Weiß-Trennung der einzelnen Bereiche. Einduschen ist Pflicht. Darauf aufbauend, gekoppelt mit einem ausgeklügelten Fruchtbarkeitsmanagement, konnte Martin Wimmer die Leistungen seiner Tiere von anfangs 25 auf heute fast 31 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr steigern. Dabei legt er Wert darauf, dass die Ferkel möglichst von den eigenen Muttersauen, also ohne Ammen oder mithilfe technischer Systeme wie Milchtassen, aufgezogen werden. Zu Buche stehen unter anderem ebenso eine hohe Abferkelrate von 94 Prozent bei nur etwa 5 Prozent Umrauschern. Der Landwirt macht sich hierbei auch die Vorteile bewährter biotechnischer Verfahren wie der Brunstsynchronisation und Geburteninduktion zunutze. So sind in der Regel bis Donnerstagabend die Geburten durch, sodass an den Wochenenden nur die Routinearbeiten anfallen und genügend Zeit für die Familie bleibt. Diese Balance zwischen beruflichem und privatem Leben ist dem mittlerweile zweifachen Familienvater sehr wichtig.

Den ersten größeren Wachstumsschritt vollzieht Martin Wimmer 2010. Um die Schweinehaltung im geschlossenen System zu betreiben, bildet er mit einem benachbarten Ackerbaubetrieb eine KG und baut 5 km entfernt, ebenfalls auf der grünen Wiese einen neuen Maststall mit 2.100 Plätzen. Im Gegensatz zum Sauenstall gibt es hier zunächst viel Gegenwind seitens der Bevölkerung, es kommt sogar zu einer Bürgerinitiative. „293 Einwendungen gab es damals gegen den neuen Maststall“, sagt Martin Wimmer. Er und sein Partner Sebastian Teufl – der mit 150 ha die notwendige Flächenausstattung mitbringt – lassen sich jedoch nicht unterkriegen und bieten als Kompromiss einen Standortwechsel an. Gleichzeitig beziehen sie die Einwohner in ihre Pläne ein. Sie suchen das Gespräch mit den kritischen Bürgern und laden Entscheidungsträger der örtlichen Politik und Verwaltung in den Sauenstall von Martin Wimmer ein, damit sie sich dort ein Bild von moderner Schweinehaltung und der Arbeit der Landwirte machen können. Alle Bürger sind dann zum Tag der offenen Tür eingeladen. Das zahlt sich aus: Letztlich wird der Maststall – diesmal ohne Proteste – etwa 800 m vom ursprünglich geplanten Standort gebaut, allerdings um ein Jahr verspätet. Während die Arbeitserledigung hier in erster Linie durch den Kooperationspartner erfolgt, kümmert sich Martin Wimmer um organisatorische Fragen und die Vermarktung der Schlachtschweine. Mit Tageszunahmen von über 850 g und drei Umtrieben im Jahr werden auch in der Mast sehr gute Leistungen erzielt. Dazu zählen ebenso ein hoher Magerfleischanteil von fast 59 Prozent, bei einer Ausschlachtung von 81 Prozent sowie Tierverlusten unter 2 Prozent. Gefüttert wird – wie übrigens auch bei den Sauen – flüssig, wobei in der Mast neben eigenem Getreide und CCM auch Nebenprodukte wie Molke oder Maisschlempe zum Einsatz kommen. Das CCM, das hier bis zu 40 Prozent der Rationen ausmacht, wird in einem 23 m hohen Hochsilo luftdicht eingelagert. Um die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken, erfolgt jetzt der eingangs bereits erwähnte nächste Wachstumsschritt. Der 2012 gestellte Bauantrag wird 2014 genehmigt – diesmal ohne jegliche Einwände. Damit investiert Martin Wimmer kräftig in die Zukunft. Dazu sollen auch zwei neue Mitarbeiter fest in das Unternehmen integriert werden.

Eine Besonderheit des neuen Stalls ist, dass der Abferkelbereich mit insgesamt 170 Freilauf-Abferkelbuchten ausgerüstet wird. Diese gelten als eine besonders tiergerechte Haltungsform, die auch gefördert wird. Damit stellt sich der junge Landwirt mit Weitblick der gegenwärtig hitzig geführten Diskussion um mehr Tierwohl in den Ställen. Er hat sich zudem für die Teilnahme an der Initiative Tierwohl beworben – hatte aber kein Losglück und steht somit auf der Warteliste. Für Martin Wimmer selbstverständlich ist, sowohl seine Interessen als auch die seiner Berufskollegen aktiv in der Öffentlichkeit zu vertreten. Neben eines Tags des offenen Hofes bietet er Besuchergruppen, darunter auch Politikern aller Couleur, Führungen durch seinen Betrieb an. In den Ferien haben Kindergruppen Gelegenheit, sich im Maststall ein Bild von moderner Tierhaltung zu machen. Erst jüngst hat in Kooperation mit dem ZDS eine Kamera im Sauenstall installiert. Im Internet kann so verfolgt werden, wie die Gruppenhaltung tragender Sauen funktioniert. Daneben ist Martin Wimmer auch im Ehrenamt stark engagiert, unter anderem im DLG-Gesamtausschuss, als Mitglied der Arbeitsgruppe Schwein beim Bayerischen Bauernverband sowie als Vorstand im Maschinenring und im Ferkelerzeugerring Landshut.

Die Juroren für den Gesamtsieg waren:
Hauke Pein, Milchviehhalter und Landwirt des Jahres 2014, Appen, Georg-Otto Fuchs und Andreas Holzhammer, Deutz-Fahr, Lauingen sowie Detlef Steinert und Markus Pahlke vom dlz agrarmagazin, München.

Die Juroren in der Kategorie Schweinehalter waren:
Heinrich Dierkes, Dr. Karl-Heinz Tölle, Christian Schulze Bremer und Jürgen Dierauff von der ISN, Damm sowie vom dlz agrarmagazin Uwe Bräunig, Berlin und Martina Hungerkamp, Hannover.

Zur Person:
Der 33-Jährige hält derzeit 300 Sauen. Im Ackerbau kooperiert er mit dem Betrieb seines Vaters. Mit einem Berufskollegen bewirtschaftet er gemeinsam zudem einen Maststall. Bei der anstehenden Betriebserweiterung plant Wimmer im Abferkelbereich 170 Freilaufbuchten ein, um für seine Tiere noch mehr Wohlbefinden zu schaffen.

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