Der Landwirt des Jahres 2016

Landwirt des Jahres 2016 und Sieger in der Kategorie „Milchviehhalter“ Michael Dörr aus Roßdorf

Foto: Philipp Ledényi

Als „politischen Werbeträger“ bezeichnet sich Michael Dörr aus dem hessischen Roßdorf bei Darmstadt. Wohl, weil schon Politiker vieler Parteien seinen Betrieb besucht haben. Außerdem ist der Hof immer wieder Drehort für Fernsehberichte oder Anlaufpunkt für Journalisten. Daneben empfängt er regelmäßig Schulklassen und andere Besuchergruppen, um seine moderne Milchviehhaltung zu zeigen. Dafür braucht es viel Zeit. Doch die Betreuung der Herde leidet nicht darunter. Warum? Weil Dörr es versteht den Betrieb und die Abläufe so zu organisieren, dass sie bestmöglich erledigt werden. Dabei unterstützen ihn seine Frau, zwei Auszubildende und ein Mitarbeiter. 320 Kühe werden derzeit auf dem Betrieb gemolken. Der Landwirt hat in den letzten Jahren eine beachtliche Wachstumsgeschwindigkeit hingelegt. So hatte der Karlshof 1990 noch 90 Kühe gemolken bei einer durchschnittlichen Leistung von rund 7000 kg Milch. Heute werden je Kuh und Jahr fast 11 000 kg Milch erzeugt. Der Wachstumsprozess ging einher mit einer stetigen Erweiterung der Hofstelle und dem Bau von separaten Ställen für Kälber, Jungvieh und Abkalbern. Im Zuge des Stallneubaus im Jahr 2002 baute Dörr auch seine erste Biogasanlage mit 80 Kilowatt. 2014 baut er eine neue Anlage, die 250 KW leistet. Die zusätzlichen Dächer, die durch den Neubau diverser Ställe entstanden sind, nutzt er seit 2010 auch für die Erzeugung von Sonnenstrom: 550 KW erbringt die Energiequelle im Leistungmaximum. Er bewirtschaftet 155 ha Ackerfläche und 55 ha Grünland. Er will den Betrieb weiterentwickeln, frei nach dem Motto Stillstand ist Rückschritt. Und Stillstand hat es in den letzten zehn Jahren auf dem Betrieb nicht gegeben.

Zeit ist der knappe Faktor

Seit 2004 verkauft er Rohmilch über einen Automaten direkt an Verbraucher. Diesen Bereich hat er Stück für Stück ausgebaut. Heute verkauft er neben eigener Milch und Milchshakes auch Produkte aus der Umgebung. Eier oder Käse anderer Direktvermarkter. Und er hat begonnen seinen Hof für Schulklassen attraktiv zu machen. Über einen ausgeschilderten Parcour können die Schüler die einzelnen Stationen auf dem Hof besuchen und erleben den Weg vom Kalb zur Kuh. Unterstützt wird Dörr von Pädagogen, die die Kinder über den Hof begleiten und die Milchviehhaltung erläutern. Regelmäßig kommen Besuchergruppen aus dem In- und Ausland, um den Betrieb zu besichtigen. Rund 10.000 Besucher im Jahr empfängt der Landwirt. Die Öffentlichkeitsarbeit liegt dem 42-jährigen besonders am Herzen. Er will offen und transparent vermitteln, was er macht und warum er es tut. Das Besondere dabei: Die Besucher können jederzeit ohne Anmeldung kommen, sich überall umsehen und fragen. Der knappe Faktor ist auch auf dem Karlshof die Zeit. „Arbeitsarme Zeiten nutze ich für meine Familie, in den Arbeitsspitzen helfen alle mit, auch meine Kinder.“

Arbeit organisieren

Bei so einem rasanten Wachstum ist die Organisation der Arbeit eine der wichtigsten Aufgaben auf dem Betrieb. Hier plant er den Aufbau einer zweiten Führungsebene: „Wenn wir uns nachhaltig aufstellen wollen, dann ist es nötig, die Arbeit auf mehrere Schultern zu legen. Dazu gehört zum Beispiel die Aufteilung der Arbeitsbereiche Biogas und Milchviehhaltung. Hierfür werden wir künftig je eine Person haben, die gemeinsam mit Lehrlingen und Aushilfen die jeweiligen Bereiche eigenverantwortlich führen sollen. Die Wochenenddienste wollen wir im Drei-Wochenturnus organisieren. Das heißt die beiden Verantwortlichen im Wechsel mit mir und meiner Frau“, erläutert Dörr. Für ihn ist das einer der entscheidenden Punkte auf dem Betrieb: „Das Ergebnis des Betriebs hängt von der Qualität der Arbeit ab. Je besser meine Mitarbeiter sind, desto besser wird das Ergebnis sein. Doch dafür braucht er Leute, denen er vertrauen kann. Eine weitere Herausforderung ist die Vermarktung der Milch. Hier, so ist der Landwirt überzeugt, ließe sich noch viel mehr machen. Angesichts der katastrophalen Milchpreise sei die Motivation sehr hoch, neue Wege zu gehen.

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