Der Landwirt des Jahres 2018

Landwirt des Jahres 2018 und Sieger in der Kategorie „Energielandwirt“ Tobias Ilg aus Dornbirn in Vorarlberg (Österreich).

Foto: Timo Jaworr

Tobias Ilg versorgt mehrere hundert Haushalte mit erneuerbarer Energie. Energie, die aus den heimischen Wäldern rund um Dornbirn in Vorarlberg stammt. Und Kohle gibt es auch noch.

Der Funke springt sofort über. Kaum kommt man auf den Hof von Tobias Ilg, steckt es einen an. Hört man ihn sprechen, wird klar: Hier brennt jemand für seinen Beruf. Es ist ein herrlicher Sommertag am Vorarlberg. Der Landwirtschaftsmeister und Forstfacharbeiter Ilg begrüßt die CeresAward-Jury vor seinem modernen Betriebsgebäude. Es ist mit Holz verkleidet, „mit Weißtanne“ wie Ilg schnell erklärt, und passt sich harmonisch in die Landschaft ein. Ins Bild passen auch die E-Bikes, die vor der Tür stehen. „Ich will, dass meine Mitarbeiter schnell von einem Betriebsteil zum anderen fahren können“, sagt Ilg. Es ist nur eine Facette, sagt aber bereits viel über Ilgs Antrieb aus. Die Jury nickt zufrieden. Beim frischgebrühten Kaffee weiß er gar nicht, wo er anfangen soll, so viele Dinge im Bereich erneuerbare Energie hat er in den letzten Jahren erfolgreich umgesetzt.

Der Reihe nach: Angefangen hat alles mit einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mitten im Dorf; 20 Kühe, 20 ha Land und 20 ha Wald am Berg. Den Betrieb hat er im Jahr 2000 von seinem Vater übernommen. Schon damals waren Ilg Senior und Junior offen für Neues und in die Direktvermarktung eingestiegen. Eier und Milch verkauften sie am Automaten. „Doch das Geschäft kam schnell an seine Grenze. Hier im Dorf gibt es halt kaum Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt Ilg. In der Anbindehaltung seiner Kühe sah er auch keine Zukunft. Und die beengte Dorflage machte es nicht eben einfacher.

Doch gut Ding will Weile haben, Pläne müssen reifen. Zwei Jahre später war es so weit. Ilg stieg aus der Milchviehhaltung aus und in die erneuerbaren Energien ein. Eine Biogasanlage kam ins Dorf. Aber Ilg baute ein Stück vom Hof entfernt, „auch um Problemen mit Nachbarn vorzubeugen“. Die Gülle floss fortan vom Hof per Rohrleitung in die Energiegewinnung. „Sie hat einen Gesamtwirkungsgrad von gut 80 Prozent“, sagt Ilg nicht ohne Stolz. Daneben produziert sie für 350 Haushalte Ökostrom.

Die Wärme verwendet Ilg weiter. Damit trocknet er nämlich Hackschnitzel. Und die wiederum nutzt er in seinen Biomassewerken. Sechs davon gibt es bereits, ein siebtes ist in Bau. „Investitionssumme 7,5 Mio. Euro“, sagt Ilg. Man merkt: Die Zahlen sind der Zunder, der ihn antreibt. Dennoch bereiten ihm die Summen manchmal schlaflose Nächte. Aber er ist Optimist, gibt ihm doch der bisherige Erfolg recht.
Und damit nicht genug. Der Energielandwirt holt weiter aus. Es wird warm an diesem Sommertag und die Jury kommt langsam ins Schwitzen. „Das Holz einfach zu verbrennen, konnte doch nicht alles sein“, sagt er. Ilg denkt in Kreisläufen, will nachhaltig sein. „Also habe ich in den Jahren 2013 und 2014 nach neuen Wegen gesucht.“

Mit der Firma Syncraft hat er eine Pilotanlage zur Holzverstromung gebaut. Das Verfahren ist einfach zu beschreiben, aber technisch nicht einfach umzusetzen. „Die Hackschnitzel werden über Pyrolyse, ähnlich der Herstellung von Holzkohle, verkohlt“, erklärt Ilg. „Dabei entsteht ein brennbares Gas, das über einen Gasmotor mit Generator verstromt wird.“ So weit, so einfach. Ein großes Plus ist die Holzkohle, die übrig bleibt. „Die Anlage ist nicht nur CO2-neutral, sondern speichert auch noch CO2 in Form von Aktivkohle“, betont Ilg. Er glüht jetzt beinahe vor Begeisterung.

Den ersten Gedanken, aus der Kohle einfach Grillkohle zu machen, verwarf er schnell wieder. Ilg merkte, welches Potenzial in der Kohle steckt. Heute ist sie als Futtermittel zertifiziert. Einige Landwirte in der Umgebung mischen 0,3 bis 0,5 Prozent dem Hühnerfutter bei. Die Bauern senken so die Geruchsbelastung durch Kot. Zum Teil wird die Aktivkohle auch der Einstreu beigemischt. Es entstehen im Stall weniger Schadgase und Gerüche. „Und die Hennen fühlen sich wohler“, sagt Ilg.

Auch der Gülle werden mittlerweile 1 bis 2 Prozent Aktivkohle beigemischt. Die Vorteile: Keine Gerüche, weniger N-Verluste, denn die Aktivkohle bindet Stickstoff und Schwefelwasserstoff. Auf dem Acker fördert sie zudem den Humusaufbau. „Durch die Ausbringung von Gülle mit unserer Aktivkohle konnten wir den Humusgehalt auf 13 bis 14 Prozent steigern. Dabei sind 7 Prozent Humus schon sehr gut.“
Kein Zweifel: Tobias hat es mit seiner Energie geschafft, dass sein Betrieb läuft und die Umwelt auch etwas davon hat.

Juryurteil: „Tobias Ilg ist stark in seiner Region verortet, schaut aber gerne über den Tellerrand hinaus. Seine Neugierde ist kaum zu stillen; Neues zu wagen ist quasi sein Hobby.“
Jury für den Gesamtsieger: Maren Diersing-Espenhorst (agrarheute), Markus Pahlke (agrarheute), Georg Mayerhofer (Landwirt des Jahres 2017), Robert Bielesch (Deutz-Fahr), Josef Reiter (Deutz-Fahr)

Über den Sieger
Unser Landwirt des Jahres Tobias Ilg (44) übernahm seinen Betrieb 2000 von seinem Vater. Mit seiner Frau Margit und seinem Bruder Bernhard betreibt er den Biomassehof mit den Betriebszweigen Energiewerk, Transport und Holzschlägerung, Biogas und Landwirtschaft. Der Landwirtschaftsmeister ist auch noch Forst- und Bioenergiefacharbeiter sowie Europäischer EnergieManager. Er engagiert sich in der Feuerwehr, bei der Alp- und Weggenossenschaft, leitet den Arbeitskreis Biogas in Vorarlberg und sitzt im Energiebeirat der Landwirtschaftskammer.

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