Die Landwirtin des Jahres 2019

In der Nische liegt der Erfolg. Den Beweis dafür liefert Linda Kelly. Mit ihrem Mix aus Sonderkulturen und guten Ideen ist sie Landwirtin des Jahres 2019 geworden.

Foto: Timo Jaworr

Es duftet. Dieser Geruch, der ein Versprechen auf eine perfekte Pause ist: herb, voller gerösteter Aromen, mit einem Hauch Nuss und auf jeden Fall lecker. Nur, es ist kein Kaffee, der bei Linda Kelly in der Tasse vor sich hin dampft, zumindest kein Kaffee im klassischen Sinn. Es ist ein Aufguss aus Lupinen. Er schmeckt wie Bohnenkaffee, nur ohne Koffein. Für Linda Kelly ist es auch der Geschmack des Erfolgs, denn mit Lupinenkaffee und einer ganzen Produktpalette aus Lupinen ist sie erfolgreich am Markt. „Meine Lupinenprodukte verkaufe ich in meinem eigenen Onlineshop“, sagt die 36-jährige Landwirtin.

Aber man würde ihr nicht gerecht werden, wenn man sie auf den Muckefuck aus eigener Herstellung, die Aufstriche und Lupinenflocken aus ihrem Shop reduziert. Ihr Hof und ihr Engagement sind weitaus vielschichtiger. Ihr Erfolgsrezept ist die Nische, oder besser: die Vielfalt der Nischen. Alles zusammen zeichnet sie aus. Die Fäden im richtigen Moment zu ziehen und immer neue Ideen zu haben, macht sie zu einer außergewöhnlichen Unternehmerin und Landwirtin.

Um sie und ihre Arbeit zu verstehen, muss man etwas ausholen. Da ist der Betrieb in Herdwangen, das liegt ganz malerisch in der Nähe des Bodensees. Es ist ein Familienbetrieb, den ihr Vater bereits 2007 von konventioneller Bewirtschaftung hin zur biologischen geführt hat.

„Man wird wieder mehr als Landwirt gefordert, da man eng mit der Natur zusammenarbeiten muss, um Erträge zu erzielen“, sagt Linda Kelly. Sie hat ihre Erfahrungen in ihren Wanderjahren gesammelt und ist erst 2013 wieder auf den Hof der Eltern gekommen. Mit Ideen im Gepäck und landwirtschaftlichem Sachverstand. Und sie setzte ihre Ideen in die Tat um.

Insgesamt bewirtschaftet sie heute gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Ehemann Michael eine Fläche von 292 ha – davon sind 170 ha Ackerfläche, 120 ha Grünland und 2 ha Wald. Nachhaltig und vielfältig sind die Schlüsselbegriffe beim Anbau. Das zieht sich durch den ganzen Betrieb.

Wie Vielfalt aussehen kann, zeigt eine kleine Auswahl der Feldfrüchte, die man auf den Flächen des Betriebs finden kann: Mohn, Weizen, Lein, Gerste, Ackerbohnen, Sonnenblumen, Mais, Erbsen, Buchweizen, Blumen zum Selberpflücken und natürlich Lupinen. Es ist ein Füllhorn!

Damit nicht genug. „Wir produzieren außerdem Biolandheu für die Pferdehaltung, Öhmd und Grassilage für die Rinderhaltung. Stroh und Chinaschilf als Einstreumaterial und Hackschnitzel für unsere Hackschnitzelheizung“, sagt Kelly.

Bei der Heu-Vermarktung ist es Linda Kelly wichtig, „dass wir regionale Kunden beliefern, um die Nährstoffe nicht aus der Region abzutragen und unsere Berufskollegen bei der Fütterung der Tiere zu unterstützen“, sagt die Landwirtin.

An das große Ganze denken – das zeichnet Linda Kelly aus. Sie überträgt ihre Begeisterung, nimmt Menschen mit. Landwirtschaft ist heute mehr als Knochenarbeit im Stall und auf dem Acker. Marke und Marketing zu leben, gehört zu einem modernen Betrieb. Vielleicht hat sie das früher erkannt als andere.

Um den Bekanntheitsgrad ihrer Produkte zu steigern, präsentiert die zweifache Mutter die Leistungen ihres Betriebs beispielsweise auf Messen. „Außerdem halte ich Vorträge und gebe unsere Erfahrungen und unser Wissen an andere weiter.“ Kelly ist auch aktiv beim Landfrauenverband und hält Vorträge als Unternehmerin in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

„Zudem setzen wir gemeinsam mit dem BUND rund 20 ha Landschaftspflege um. Das prägt das Landschaftsbild positiv und bietet Lebewesen einen natürlichen Lebensraum“, sagt Linda Kelly. Fragt man die Landwirtin, ob sie da noch Zeit für Hobbys hat, antwortet sie: „Ich gehe häufig zum Reiten, das ist ein super Ausgleich.“ Und kein weiter Weg, denn ein Pferdestall steht auch auf dem Hof. „Eins meiner nächsten Projekte ist, auf der Pferdeweide eine kleine Hütte mit Selbstbedienungsladen aufzustellen, um meine Lupinenprodukte dort zu verkaufen.“ Die guten Ideen gehen ihr nicht aus.

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