Erhard Kunz, Alzey

König Kunde

Mit einem Lächeln auf den Lippen und äußerlich völlig entspannt kommt Erhard Kunz um die Ecke gebogen. Und das, obwohl er eigentlich gerade mitten in der Getreideernte steckt. Denn neben den 1.200 Hühnern ist der 52-jährige Diplom-Ingenieur vor allem Ackerbauer. „Seit den 70 Jahren haben wir neben dem Ackerbau immer einige Hühner gehalten. Mein Vater ist noch klassisch auf Eiertour gefahren. Inzwischen werden alle Eier im eigenen Hofladen, also direkt ab Hof, unsortiert für 22 Cent das Stück verkauft. „Damit können wir gut leben.“ Denn die Prämisse von Erhard Alzey lautet, mit möglichst geringen Kosten den maximalen Gewinn zu erzeugen. Daran angepasst sind auch sein Arbeitseinsatz und die Betriebsausstattung: Es muss vor allem funktionell sein. Da die Lage nicht perfekt ist, ist sich der Landwirt bewusst, dass er den Preis nicht überspannen darf, sonst bleiben die Kunden weg. Außerdem hat er sich dank der Legehennen ein Alleinstellungsmerkmal im Landkreis geschaffen: „Wir sind hier die Einzigen, die Eier verkaufen“, berichtet er. Das Gespräch mit den Kunden, die offene, ehrliche Art, das sind große Stärken von Erhard Alzey. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass er ihnen den Wunsch erfüllt, die Hühner live zu sehen. Der Geflügelhalter hat ein Gespür dafür, wie man mit Kunden und mit der Öffentlichkeit reden muss. Es gibt einen facebook-Auftritt und er nimmt am Blühstreifenprogramm teil. Wann immer sich die Möglichkeit ergibt: Zum Beispiel wenn er in der Flur Spaziergänger trifft, unterhält er sich mit ihnen. Erzählt ihnen von seiner Arbeit. Außerdem bietet Familie Kunz Betriebsbesichtigungen an. Erhard Kunz hat die richtige Einstellung als Landwirt: „Nur zu Jammern bringt uns nicht weiter.“ Und so ist er selbst immer offen für neue Ideen: Zum Beispiel presst er seit einigen Jahren Öl aus dem selbst angebauten Raps – inzwischen sogar prämiert. Und natürlich ebenfalls für den Hofladen. Den dabei entstehenden Rapskuchen verwertet er, wie könnte es anders sein, im Hühnerfutter. Eine runde Sache. Denn die Direktvermarktung sichert dem Betrieb Kunz das Grundeinkommen unabhängig von Fremdfaktoren wie Pachtpreisen oder der Witterung. Den Hauptumsatz generiert Erhard Kunz im Hofladen mit den Eiern. Daneben bietet er aber beispielsweise Gemüse und Obst direkt aus der Pfalz von einem Erzeuger an. Nebenbei engagiert er sich ehrenamtlich: So prüft er nicht nur Lehrlinge und Meister, sondern sitzt auch in diversen Gremien des Zuckerrübenverbandes. Erhard Kunz hat seinen Betrieb so aufgebaut, dass seine Familie gut davon leben kann. Er muss kein Fremdkapital bedienen. „Wir scheinen unseren Kindern zwar den Beruf nicht verleidet zu haben, zwei haben zumindest den gleichen Weg eingeschlagen, aber sollten sie den Betrieb nicht übernehmen wollen, kann ich jederzeit aufhören.“ Das sei ein beruhigendes Gefühl. So sei seit langem ein neuer Stall in Planung, aber derzeit hätten sie noch ein gutes Auskommen. „Die Nachfrage nach frischen Eiern von freilaufenden Hühner steigt auch hier ohne, dass wir extra Werbung machen müssen.“ Die Öffentlichkeitsarbeit ist für Erhard Kunz die beste Werbung.

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